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Jobstarter - KAUSA-Geschichten

Die KAUSA-Servicestellen unterstützen auch junge Geflüchtete bei ihrem Einstieg in den Arbeitsmarkt. Ob über eine Einstiegsqualifizierung oder ein Praktikum - die Geschichten aus der Praxis stellen Flüchtlinge und ihre Wege in Ausbildung vor. Regelmäßig kommen neue Geschichten hinzu.

Geflüchtete auf dem Weg in die Ausbildung

Praxisbeispiele aus der Arbeit der KAUSA-Servicestellen

Die KAUSA-Servicestellen unterstützen auch junge Geflüchtete bei ihrem Einstieg in den Arbeitsmarkt. Ob über eine Einstiegsqualifizierung oder ein Praktikum - die Geschichten aus der Praxis stellen Flüchtlinge und ihre Wege in Ausbildung vor. Regelmäßig kommen neue Geschichten hinzu.

Inhalt

  • Mit der Ausbildung festen Boden unter den Füßen
    Hadi Rezaie aus Afghanistan hinterließ beim Praktikum als Bodenleger einen guten Eindruck – und bekam vom Unternehmen einen Ausbildungsplatz angeboten. Nach einer Einstiegsqualifizierung (EQ) soll seine Ausbildung im Sommer 2018 beginnen.
     
  • „Ich möchte lernen und keine Zeit mehr verlieren“
    Zwei Jahre hatte Reta Abd Alwahab an der Universität von Damaskus Französisch studiert, bevor sie 2015 mit ihrer Familie nach Deutschland flüchtete. Hier fand sie durch die Unterstützung der KAUSA-Servicestelle Essen eine neue berufliche Perspektive als Medizinische Fachangestellte.
     
  • Mit anerkanntem Schulabschluss ins Hotelgewerbe
    Kaljan Hasan bereitete sich mit Hilfe der KAUSA-Servicestelle Sachsen-Anhalt Süd auf ihre Ausbildung vor. Die Syrerin bekam Unterstützung bei der Anerkennung ihres Schulabschlusses, absolvierte einen vermittelten Sprachkurs und erhielt Tipps und Zuspruch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
     
  • Diese Ausbildung hat „Biss“
    Die 21-jährige Solin Mohammad fand mit Hilfe der KAUSA-Servicestelle Leipzig einen Ausbildungsplatz als Zahntechnikerin. Was sie zu dieser Ausbildung motivierte und wie es ihr seit ihrem Ausbildungsbeginn geht, erzählt sie im Interview mit der KAUSA-Servicestelle Leipzig.
  • „Gemeinsam bleiben wir dran“ 
    Subhan Safi floh aus Afghanistan nach Deutschland und startete nach einer Einstiegsqualifizierung im Verkauf seine Ausbildung in einem Bonner Feinkostunternehmen. KAUSA Senior Expertin Monika Kaminski begleitet ihn auf seinem Weg ins Berufsleben.
     
  • Mit Einstiegsqualifizierung in den Traumberuf
    In der Hoffnung auf ein sicheres Leben mit einer beruflichen Perspektive in Deutschland floh Arjwan Khlat Bro 2015 aus seiner Heimat. Heute lernt der mittlerweile 19-jährige Iraker in einem Friseursalon in Delmenhorst.
     
  • Von Aleppo nach Dormagen
    Bashar Dahhan suchte eine Perspektive für seine Familie – und fand sie in Deutschland. Mit Hilfe der KAUSA-Servicestelle Köln konnte er, über eine Einstiegsqualifizierung, eine Ausbildung zum Industriekaufmann beginnen.

Mit der Ausbildung festen Boden unter den Füßen

Hadi Rezaie aus Afghanistan hinterließ beim Praktikum als Bodenleger einen guten Eindruck – und bekam vom Unternehmen einen Ausbildungsplatz angeboten. Nach einer Einstiegsqualifizierung (EQ) soll im Sommer 2018 seine Ausbildung beginnen.

Berufsorientierung brauchte Hadi Rezaie nicht mehr –  er wusste, was er werden wollte: In seinem Herkunftsland Afghanistan hatte er als Installateur gearbeitet, in Deutschland absolvierte er Praktika als Bodenleger, Installateur und in der Kinderbetreuung. Der Beruf des Bodenlegers gefiel dem 20-Jährigen am besten.

Das Praktikum dafür hatte die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Karin Thoma-Zimmermann organisiert. Sie war es auch, die sich im Frühjahr 2017 mit Hadi Rezaie in der KAUSA-Servicestelle Hagen meldete. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KAUSA-Servicestelle informierten den jungen Mann und die Ehrenamtliche in einem Beratungsgespräch über die duale Ausbildung. Hadi Rezaie füllte ein Bewerberprofil aus, was auch Rückschlüsse auf seine Deutschkenntnisse ermöglichte, wie Fadi Nassir von der KAUSA-Servicestelle berichtet.

Ein Bodenleger arbeitet an einem Boden.
Volle Konzentration: Hadi Rezaie bei der Arbeit als Bodenleger. © Engelhardt Raumausstattung GmbH & Co. KG / Fotografin: Anke Engelhardt-Klinke

Hadi Rezaie wollte nach den Erfahrungen im Praktikum gern eine Ausbildung als Bodenleger absolvieren. In seinem Praktikumsbetrieb, der Firma „Raumausstattung Engelhardt“ aus Gevelsberg bei Hagen, hatte er einen guten Eindruck hinterlassen: „Er hat großes Interesse gezeigt und viel nachgefragt“, erinnert sich Anke Engelhardt-Klinke, die das Familienunternehmen mit 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in vierter Generation leitet. Sie entschied sich, ihm einen Ausbildungsplatz anzubieten. Die KAUSA-Servicestelle entwickelte gemeinsam mit dem Unternehmen und der Ehrenamtlichen einen Fahrplan: eine Einstiegsqualifizierung (EQ), ab Sommer 2017 und der Beginn der regulären Ausbildung im Sommer 2018.

Organisatorisch ist die Einstiegsqualifizierung eine Herausforderung: Die Berufsschule ist in Gelsenkirchen und der Unterricht findet in Blöcken von vier bis fünf Wochen statt. In dieser Zeit muss Hadi Rezaie jeden Tag mit der Bahn von Hagen nach Gelsenkirchen quer durch das Ruhrgebiet fahren. Unterstützung gibt es von Ehrenamtlerin Karin Thoma-Zimmermann, die dem Azubi unter anderem bei der Organisation der Fahrten hilft. Durch diesen Kontakt gelang es der KAUSA-Servicestelle, Karin Thoma-Zimmermann als KAUSA Senior Expertin zu gewinnen.

Im Frühjahr 2018 ist die EQ zu einem großen Teil absolviert – und funktioniert: „Wir sind positiv überrascht, dass er das so durchzieht. Im Blockunterricht hat er bisher keine Fehlzeiten“, berichtet Fadi Nassir. Es verläuft „ganz normal“. Auch seine Chefin Anke Engelhardt-Klinke ist zufrieden. Der zwischenmenschliche Umgang ist unkompliziert und angepasst. „Er entwickelt sich“, so Engelhardt-Klinke, „es macht Freude, wenn man Entwicklungen bei ihm sieht und er Kritik positiv umzusetzen weiß.“

Aber einfach ist es nicht, denn immer wieder tauchen neue Hürden auf: So hatte der künftige Auszubildende zwar gelernt, Druckbuchstaben zu lesen, doch als es in der Berufsschule galt, Schreibschrift zu schreiben und zu lesen, war dies ein Problem. Um die Schreibschrift zu üben, schreibt er bereits jetzt gewissenhaft sein Berichtsheft. Für die Einstiegsqualifizierung müsste er das nicht, aber für die Ausbildung ist es eine gute Übung.

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„Menschen sollen einen Beruf erlernen, der ein Leben lang Freude bereitet. Es braucht Zeit, um das Berufsfeld kennenzulernen.“

Anke Engelhardt-Klinke, Raumausstattung Engelhardt

Anke Engelhardt-Klinke freut sich, mit der Einstiegsqualifizierung das richtige Instrument gefunden zu haben: „Für das Unternehmen und den Auszubildenden ist sie hilfreich um zu sehen, ob es passt“, erklärt sie und betont: „Menschen sollen einen Beruf erlernen, der ein Leben lang Freude bereitet. Es braucht Zeit, um das Berufsfeld kennenzulernen.“

Klar ist in jedem Fall: Mit seiner Ausbildung schafft Hadi Rezaie festen Boden unter den Füßen – für andere und für sich selbst.

„Ich möchte lernen und keine Zeit mehr verlieren“

Zwei Jahre hatte Reta Abd Alwahab an der Universität von Damaskus Französisch studiert, bevor sie 2015 mit ihrer Familie nach Deutschland flüchtete. Hier fand sie durch die Unterstützung der KAUSA-Servicestelle Essen eine neue berufliche Perspektive als Medizinische Fachangestellte.

Eine Auszubildende mit Kopftuch mit ihrer Ausbilderin.
Psychiaterin und Psychotherapeutin Hiltrud Musliu (r.) stellte Reta Abd Alwahab (l.) als Auszubildende zur Medizinischen Fachangestellten ein. © KAUSA-Servicestelle Essen / Fotograf: Mustafa Sentürk

Reta Abd Alwahab strahlt voller Stolz und Erleichterung: Soeben hat sie erfahren, dass sie die Sprachprüfung erfolgreich bestanden hat; drei Deutschkurse hatte die 22-jährige Syrerin in den letzten beiden Jahren absolviert. Die Psychiaterin und Psychotherapeutin Hiltrud Musliu, in deren Praxis sie seit dem 1. Oktober 2017 eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten absolviert, freut sich mit ihr. „Angesichts der Berichte über die Flüchtlingsströme habe ich mich oft gefragt, welche konkrete Hilfe ich leisten könnte“, erinnert sich die Ärztin. Dann erhielt sie die Einladung der KAUSA-Servicestelle Essen und der Ärztekammer Nordrhein zum Speed-Dating im Rahmen des Projekts „Eine Chance für Geflüchtete“. „Ich wusste sofort: Das ist auch meine Chance, im Rahmen meines beruflichen Alltags einen Beitrag zur gelingenden Integration in unserer Gesellschaft zu leisten.“ Reta Abd Alwahab war eine von insgesamt 60 jungen Geflüchteten, die sich im Rahmen der viertägigen Speed-Dating-Veranstaltung bei 27 Arztpraxen und Krankenhäusern vorstellen konnten. „Ich war durch das Team der KAUSA Servicestelle auf die Bewerbungsgespräche sehr gut vorbereitet; doch ich hatte Angst, dass mein Deutsch nicht gut genug ist. Im Gespräch mit Frau Musliu hat sich meine Angst dann schnell in Vertrauen gewandelt.“

jobstarter.de: Frau Musliu, womit hat Frau Abd Alwahab Sie überzeugt?
Hiltrud Musliu: „Zum einen mit ihrem offenen und authentischen Wesen, zum anderen mit ihrem gründlich aufbereiteten Lebenslauf: Ihre sehr gute schulische Vorbildung sowie die Studienzeit waren für mich wichtige Hinweise, dass sie über ein großes Lern-Potenzial verfügt. Das darf man bei einem jungen Menschen nicht brachliegen lassen.“

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„Das Jobcenter hat mich an die KAUSA-Servicestelle weitervermittelt. Dort wurde ich beraten, welche Ausbildungsberufe zu mir passen und wie ich meine Bewerbungsunterlagen gestalten kann.“

Reta Abd Alwahab

jobstarter.de:Frau Abd Alwahab, wie kamen Sie zu dem Projekt „Eine Chance für Geflüchtete“?
Reta Abd Alwahab: „Das Jobcenter hat mich an die KAUSA-Servicestelle weitervermittelt. Dort wurde ich beraten, welche Ausbildungsberufe zu mir passen und wie ich meine Bewerbungsunterlagen gestalten kann. Nach einer Infoveranstaltung wurde ich dann für das Speed-Dating ausgewählt. Dass ich jetzt eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten absolviere, macht mich sehr glücklich, denn ich kann in der Begegnung mit Patienten und durch das Team mein Deutsch sehr schnell verbessern. Und ich darf endlich wieder lernen – ich habe durch den Krieg und die Flucht sehr viel Zeit verloren.

jobstarter.de:Frau Musliu, Sie haben Frau Abd Alwahab ohne vorbereitende Einstiegsqualifizierung gleich in die Ausbildung genommen. Hatten Sie keine Sorge, dass das beide Seiten überfordern könnte?
Hiltrud Musliu: „Reta ist 22 Jahre alt, hat viel durchleben müssen und sollte nun in ihrem Lernwillen schnell Bestärkung erfahren. Ich war und bin davon überzeugt, dass sie die Ausbildung innerhalb von drei Jahren genauso gut schaffen kann wie ein Azubi ohne Migrationshintergrund. Reta ist sehr fleißig und lernt unglaublich schnell. Bereits nach wenigen Wochen kann sie Anmeldungen entgegennehmen, Patienten begrüßen, Versichertenkarten einlesen, Akten einordnen und kennt sich mit unseren Formularen bestens aus. Sie kommt bei den Patienten sehr gut an und ist auch im Team herzlich willkommen.“

jobstarter.de: Frau Abd Alwahab, neben der Ausbildung in der Praxis gehen Sie auch zur Schule. Wie geht es Ihnen dort?
Reta Abd Alwahab: „Die Berufsschule ist noch etwas anstrengend, denn ich bin die einzige Migrantin in der Klasse und die fachmedizinische Sprache ist eine Herausforderung für mich. Daher lese und lerne ich auch viel zu Hause.“

jobstarter.de: Welche Ziele möchten Sie erreichen?
Reta Abd Alwahab: „Ich und meine Eltern sind sehr froh, dass ich diese Chance erhalten habe. Mein Traum ist, dass ich die Ausbildung abschließen und danach vielleicht ein Studium anschließen kann.“

jobstarter.de: Frau Musliu, welche Möglichkeiten stehen Frau Abd Alwahab nach der Ausbildung offen?
Hiltrud Musliu: „Reta kann beispielsweise Betriebsmanagement im medizinischen Bereich oder auch Gesundheitsmanagement studieren. Projekte wie ‚Eine Chance für Geflüchtete‘ sind genau deshalb so bedeutsam: Sie eröffnen diesen Menschen neue Perspektiven und stellen den Ausbildungsbetrieben zugleich den notwendigen unterstützenden Rahmen, zum Beispiel bei der Organisation der notwendigen Formulare wie Arbeitserlaubnis, zur Verfügung.“

Mit anerkanntem Schulabschluss ins Hotelgewerbe

Kaljan Hasan bereitete sich mit Hilfe der KAUSA-Servicestelle Sachsen-Anhalt Süd auf ihre Ausbildung vor. Die Syrerin bekam Unterstützung bei der Anerkennung ihres Schulabschlusses, absolvierte einen vermittelten Sprachkurs und erhielt Tipps und Zuspruch bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.

Eine junge Syrerin an ihrem Arbeitsplatz im Büro.
Kaljan an ihrem Arbeitsplatz in der Jugendherberge Naumburg. © KAUSA-Servicestelle Sachsen-Anhalt Süd

Als Kaljan Hasan Ende 2014 mit ihrer Familie in Naumburg ankam, war alles fremd und neu. Vor ihrer Flucht aus Syrien besuchte die mittlerweile 22-Jährige die 12. Klasse. In Deutschland machte sie zunächst den B1-Sprachkurs, bis ihr Weg sie Anfang 2017 zur KAUSA-Servicestelle Sachsen-Anhalt Süd in Naumburg führte. Ihr Ziel hatte sie klar vor Augen: eine Ausbildung. Doch dafür benötigte Kaljan Hasan den Realschulabschluss.

Mit Unterstützung der KAUSA-Servicestellenmitarbeiterin Martina Kalbitz stellte sie einen Antrag beim Landesschulamt auf Gleichwertigkeitsprüfung des ausländischen Schulabschlusses. Während die junge Syrerin auf Nachricht des Amtes wartete, absolvierte sie den B2-Sprachkurs, den ihr die KAUSA-Servicestelle vermittelt hatte. Parallel dazu nahm Kaljan Hasan an einem Bewerbercoaching teil. Dadurch wurde ihr klar, dass sie gerne mit Menschen arbeiten will, am liebsten als Kosmetikerin, Bürokauffrau oder Friseurin.

Nach vier Monaten kam der Bescheid, dass Kaljan Hasans Realschulabschluss anerkannt wird. Der Ausbildung stand nun nichts mehr im Weg, also begann sie, sich mit Hilfe der KAUSA-Servicestelle auf Ausbildungsstellen in Halle, Weißenfels und Naumburg zu bewerben. Einige Male wurde sie zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, bei denen sie ‒ wie immer ‒ ihr Kopftuch trug. Jedes Mal wurde das Kopftuch jedoch problematisiert. Sie wurde sogar gefragt, ob sie es abnehmen könne. Kaljan Hasan verstand die Irritationen über das Kleidungsstück nicht: „Warum haben die Leute Angst? Ich bin doch kein schlechter Mensch, nur, weil ich ein Kopftuch trage“, erzählte die junge Frau frustriert Martina Kalbitz.

Die Mitarbeiterin der KAUSA-Servicestelle ermutigte Kaljan Hasan, nicht aufzugeben und schlug ihr vor, eine Ausbildung zur Hotelfachfrau zu machen, da es in der Jugendherberge in Naumburg einen Ausbildungsplatz gebe, der nach Frau Kalbitz‘ Erfahrung passen könne. „Ich habe mit dem Ausbildungsleiter und auch mit Kaljan Hasan gesprochen. Dann habe ich sie auf ihren Wunsch hin zum Vorstellungsgespräch begleitet, das sehr gut verlief“, so Kalbitz. Sie vereinbarten ein Praktikum zum Kennenlernen. Das verlief so erfolgreich, dass die Syrerin das Ausbildungsangebot erhielt.

Die Freude der jungen Frau war aufgrund ihrer ersten negativen Erfahrungen zunächst verhalten. Sie hatte die Sorge, ob sie und ihre Kultur im neuen beruflichen Umfeld akzeptiert würden. Martina Kalbitz resümiert: „Die Ausbildung hing am seidenen Faden und ich erinnerte sie an ihre bisherige, ausschließlich positive Zeit in der Jugendherberge. Außerdem versicherte ich ihr, dass die KAUSA-Servicestelle sie immer unterstützen werde – egal, wie sie sich entscheidet“. Und Kaljan Hasan traf eine Entscheidung: Am 6. Juli 2017 unterschrieb sie glücklich den Ausbildungsvertrag.

Diese Ausbildung hat „Biss“

Der 21-jährigen Solin Mohammad war bei ihrem ersten Besuch in der KAUSA-Servicestelle Leipzig im April 2017 bereits klar, dass sie eine Berufsausbildung zur Zahntechnikerin machen möchte. Im Beratungsgespräch erhielt die Syrerin Tipps zur Verbesserung ihrer Bewerbungsunterlagen und Kontaktdaten von Ausbildungsbetrieben in der Region. Solin Mohammad bewarb sich daraufhin einige Male und wurde schließlich belohnt: Seit September 2017 absolviert sie in einem Delitzscher Dentallabor ihre Ausbildung.

Eine junge Frau mit dunklen und langen Haaren bei der Arbeit im Dentallabor.
Solin bei der Arbeit im Dentallabor. © KAUSA-Servicestelle Leipzig

Was Solin Mohammad zu diesem Ausbildungsberuf motivierte und wie es ihr seit ihrem Ausbildungsbeginn geht, fragte die KAUSA-Servicestelle Leipzig im November 2017 nach.

KAUSA-Servicestelle Leipzig: Wie sind Sie zu dem Beruf Zahntechnikerin gekommen?
Solin Mohammad: Eine Freundin von mir, die ebenfalls aus Syrien kommt, hatte dort Zahntechnik studiert. Sie hat von ihrem Studium erzählt und mir Fotos von Zahnmodellen gezeigt. Das hat mein Interesse geweckt und mich motiviert, mich um eine Ausbildung zur Zahntechnikerin zu bewerben.

KAUSA-Servicestelle Leipzig: Gibt es bei der Ausbildung Unterschiede zwischen Syrien und Deutschland?
Solin Mohammad: Ich bin mir nicht sicher, aber in Syrien ist Zahntechnik ein Studium an der Universität. Es wird nicht wie bei uns Praxis und Theorie gleichzeitig erlernt.

KAUSA-Servicestelle Leipzig: Wie sieht ein typischer Arbeitstag im Zahntechniklabor aus?
Solin Mohammad: Wir machen zum Beispiel Prothesenaufstellungen, bessern Zahnprothesen aus und führen viele Reparaturen durch, etwa im Falle des Prothesenbruchs. Natürlich modellieren wir auch Zähne. Am Anfang fiel mir das schwer, aber inzwischen geht es immer besser. Ich habe solche Fortschritte gemacht, dass ich heute zum ersten Mal löten durfte. Das war sehr aufregend.

KAUSA-Servicestelle Leipzig:  Was genau gefällt Ihnen an der Zahntechnik? Was macht bei Ihrer Arbeit besonders Spaß?
Solin Mohammad: Es gefällt mir, dass ich jeden Tag ein Stück besser werde und wirklich immer etwas Neues lerne. Ich arbeite sehr gern mit den Händen und das Feilen an Details bereitet mir viel Freude.  Auch meine Kollegen sind sehr nett. Wir sind zwar ein relativ kleines Team aber haben viel Spaß zusammen.

KAUSA-Servicestelle Leipzig:  Was sind Ihre beruflichen Zukunftspläne?
Solin Mohammad: Ich hoffe, dass ich irgendwann die Meisterprüfung absolvieren kann, um mich selbständig zu machen. Bis dahin möchte ich auf alle Fälle weiter hier in Delitzsch im Labor arbeiten, auch nach der Ausbildung. Denn ich fühle mich hier sehr wohl.

KAUSA-Servicestelle Leipzig:  Vielen Dank, Frau Mohammad! Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!

„Gemeinsam bleiben wir dran“

Subhan Safi floh aus Afghanistan nach Deutschland und startete nach einer Einstiegsqualifizierung im Verkauf seine Ausbildung in einem Bonner Feinkostunternehmen. KAUSA Senior Expertin Monika Kaminski begleitet ihn auf seinem Weg ins Berufsleben.

Eine KAUSA Senior Expertin und ein Mann aus Afghanistan vor einem Feinkostladen.
KAUSA Senior Expertin Monika Kaminski begleitet Subhan Safi bei seiner Ausbildung. © Otto Benecke Stiftung

Im Herbst 2016 besuchte Subhan Safi zum ersten Mal die KAUSA-Servicestelle Bonn/Rhein-Sieg, um sich über eine Ausbildung in Deutschland zu informieren. Hafize Sağlam, Mitarbeiterin der KAUSA-Servicestelle, fielen die hohe Motivation und das große Potenzial des mittlerweile 22-Jährigen aus Afghanistan, der 2015 aus seiner Heimat floh, sofort auf. „Sein Deutsch war nicht so gut und er verfügt auch über keine hohe Schulbildung, aber er war so motiviert, dass mir klar war: Das muss genutzt und unterstützt werden!“, so Sağlam.

Im Dezember fand ein Treffen der KAUSA-Servicestelle in Bonn statt, bei dem die jungen Geflüchteten, die um Unterstützung gebeten hatten, mit den KAUSA Senior Experten zusammenkamen, um Kontakte für eine Begleitung zu knüpfen. Ohne zu zögern beschlossen die KAUSA Senior Expertin Monika Kaminski und Subhan Safi bei diesem Treffen ihre zukünftige Zusammenarbeit. Monika Kaminski, von Beruf Elektroingenieurin, ist eine der ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren des Senior Experten Service (SES), die die KAUSA-Servicestellen unterstützen, indem sie den Weg in eine Ausbildung durch persönliche und intensive Begleitung mitgestalten. Da sie bereits Deutschnachhilfe für Flüchtlinge gegeben hatte, traute sie sich auch diese Begleitung zu.

Für die KAUSA-Mitarbeiterin Hafize Sağlam stand gleich fest: „Diese beiden passen ideal zueinander ­­– hier stimmt die Chemie!“ Seitdem traf sich die Mentorin regelmäßig mit Subhan, um vor allem die deutsche Sprache zu verbessern, wie sie berichtet: „Sein Deutsch war die größte Baustelle. Dennoch machte er deutlich, dass er sehr gerne als Verkäufer arbeiten möchte, da er in seinem Heimatland einen kleinen Verkaufsladen führte.“

So erklärte ihm die Expertin, wie eine Ausbildung in Deutschland funktioniert und beide feilten unter anderem an seinen Bewerbungsunterlagen. Auch bei Behördengängen begleitete Monika Kaminski den jungen Geflüchteten. „Zusammen versuchen wir immer, das Optimale für ihn herauszuholen“, beschreibt die Senior Expertin ihre gemeinsame Arbeit.

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„Die Stolpersteine bei der Ausbildung – insbesondere von jungen Geflüchteten – gibt es durchaus. Aber sie sollten nicht abschrecken, denn wir helfen, den Weg durch die Ausbildung zu finden und ihn auch gemeinsam zu gehen“, erklärte Sağlam dem Unternehmer.

Hafize Sağlam, KAUSA-Servicestelle Bonn/Rhein-Sieg

Parallel zur dieser Entwicklung fand die KAUSA-Servicestelle Bonn/Rhein-Sieg einen Ausbildungsbetrieb, zu dem Subhan Safi ihrer Einschätzung nach passt: Das Bonner Unternehmen Betül Feinkost. Inhaber und Ausbilder Musa Kahve zeigte sich im ersten Gespräch mit Hafize Sağlam durchaus skeptisch, da er seit einiger Zeit nicht mehr ausgebildet hatte. Die KAUSA-Mitarbeiterin berichtete ihm von Subhan. Sie betonte außerdem noch einmal, dass die KAUSA-Servicestelle ein zuverlässiger Partner für das Unternehmen sei, der immer unterstützend an seiner Seite stehe. „Die Stolpersteine bei der Ausbildung – insbesondere von jungen Geflüchteten – gibt es durchaus. Aber sie sollten nicht abschrecken, denn wir helfen, den Weg durch die Ausbildung zu finden und ihn auch gemeinsam zu gehen“, erklärte Sağlam dem Unternehmer.

Musa Kahve lernte Subhan schließlich kennen und ermöglichte ihm eine Einstiegsqualifizierung im Verkauf. Der Ausbilder war sofort vom Potenzial des jungen Mannes überzeugt: Seit Juni 2017 ist Subhan Safi daher der neue Auszubildende im Bonner Feinkostunternehmen. Während der Ausbildung wird Monika Kaminski dem jungen Geflüchteten weiterhin zur Seite stehen, da sich beide sofort einig waren, die Begleitung über die Initiative VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) fortzusetzen. „Der nächste Knackpunkt wird die Prüfung in der Berufsschule“, so Kaminski, „aber gemeinsam bleiben wir dran!“

Mit Einstiegsqualifizierung in den Traumberuf

In der Hoffnung auf ein sicheres Leben mit einer beruflichen Perspektive in Deutschland floh Arjwan Khlat Bro 2015 aus seiner Heimat. Heute lernt der mittlerweile 19-jährige Iraker in einem Friseursalon in Delmenhorst.

Ein junger Mann steht mit Schere und Kamm in der Hand in einem Friseursalon.
Arjwan Khlat Bro absolviert derzeit eine EQ und wird im Sommer 2017 im selben Salon eine Ausbildung zum Friseur beginnen. © KAUSA-Servicestelle Delmenhorst

In seinem Heimatland Irak sammelte Arjwan Khlat Bro bereits erste Berufserfahrungen im Friseursalon seines Onkels. Da es ihm schon damals sehr viel Spaß machte, Haare zu schneiden und den Kundinnen und Kunden etwas Gutes zu tun, wollte der junge Iraker in Deutschland gerne den Friseurberuf erlernen. Das erzählte er auch KAUSA-Servicestellenmitarbeiterin Serap Oflazoglu in ihrem ersten Gespräch. „Die Begeisterung für den Ausbildungsberuf Friseur war fast spürbar“, berichtet Serap Oflazoglu, „sodass wir unmittelbar nach einem Betrieb suchten, der zu Arjwan passt – und umgekehrt.“ Von der KAUSA-Servicestelle Delmenhorst, die bei allen Fragen rund um die duale Ausbildung behilflich ist, erfuhr Arjwan Khlat Bro 2016 über einen Freund.

Die KAUSA-Servicestelle Delmenhorst empfahl ihm, sich beim Delmenhorster Friseurbetrieb „Coiffeur C. & S. Kiran“ um ein Praktikum zu bewerben – mit Erfolg. Inhaber und Ausbildungsleiter Caner Kiran nahm Arjwan Khlat Bro sofort nach dem Praktikum in eine Einstiegsqualifizierung auf, damit er vertiefte Berufskenntnisse bis zum Ausbildungsbeginn 2017 erwerben kann. Im Sommer soll er schließlich seine Ausbildung bei Kiran beginnen und damit seinem Traum, Friseur zu werden, ein großes Stück näherkommen.

Kurzinterview mit Arjwan Khlat Bro

Wie es Arjwan Khlat Bro seit seiner Einstiegsqualifizierung als angehender Friseurlehrling geht, fragte die KAUSA-Servicestelle Delmenhorst im März 2017 nach:

KAUSA-Servicestelle Delmenhorst: Wie gefällt Ihnen die Einstiegsqualifizierung beim Coiffeur C. & S. Kiran?

Arjwan Khlat Bro: Dank meines Chefs und meiner Kolleginnen lerne ich sehr viel. Die Einstiegsqualifizierung ist für mich die perfekte Vorbereitung auf meine Ausbildung, die ich voraussichtlich im August dieses Jahres hier beginnen werde.

KAUSA-Servicestelle Delmenhorst: Warum möchten Sie in Deutschland eine Ausbildung als Friseur beginnen?
Arjwan Khlat Bro: Mein Onkel betreibt im Irak einen Friseursalon. In den Schulferien habe ich dort immer ausgeholfen. Das hat mir sehr großen Spaß gemacht. Seitdem stand mein Berufswunsch fest. Daher kam in Deutschland auch kein anderer Beruf für mich in Frage.

KAUSA-Servicestelle Delmenhorst:  Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?
Arjwan Khlat Bro: Bevor die ersten Kunden den Friseursalon betreten, wird das Geschäft erst einmal sauber gemacht. Danach beginnt die eigentliche Arbeit: Haare waschen, Haare ausspülen, Kopf massieren, Nacken ausrasieren, Augenbrauen mit Pinzette oder Faden in Form bringen.

KAUSA-Servicestelle Delmenhorst:  Welche Aufgaben machen Ihnen besonders viel Spaß?
Arjwan Khlat Bro: Manchmal darf ich Haare sogar schon schneiden und frisieren. Das macht mir besonders viel Spaß, genau wie das Formen von Haaren mit Hilfe eines Rasiermessers. Besonders kreativ wird es dann, wenn ein Kunde Muster oder Schriftzüge ins Haar einrasiert bekommen möchte.

Im Frisörsalon: Junger Mann färbt einer Frau die Haare.
© KAUSA-Servicestelle Delmenhorst

KAUSA-Servicestelle Delmenhorst: Was denken Sie, sollte ein guter Friseurlehrling mitbringen?
Arjwan Khlat Bro: Ein respektvoller und freundlicher Umgang mit Kunden ist sehr wichtig. Sie sollen sich schließlich wohlfühlen. Man muss als angehender Lehrling auch viel Geduld mitbringen, da man erst mit der Zeit verschiedene Aufgaben übernehmen darf. Wichtig ist es auch, aufmerksam zuzusehen und zuzuhören, so dass man durch die reine Beobachtung schon viel lernen kann.

Von Aleppo nach Dormagen

Bashar Dahhan suchte eine Perspektive für seine Familie – und fand sie in Deutschland. Mit Hilfe der KAUSA-Servicestelle Köln konnte er, über eine Einstiegsqualifizierung, eine Ausbildung zum Industriekaufmann beginnen.

Eine junge Familie mit ihrem Sohn. Die Frau trägt eine schwarze Bluse mit weißen Punkten, Mann und Sohn ein weißes Hemd.
Bashar Dahhan mit seiner Familie. © KAUSA Servicestelle Köln

Die Flucht aus Aleppo führte Bashar Dahhan und seine Frau über die „Balkanroute“. 2015 kamen sie schließlich in Dormagen an, wo sie seitdem leben. Nach Abschluss des Anerkennungsverfahrens wollte Bashar arbeiten, um seiner schwangeren Frau und sich eine Perspektive in Deutschland bieten zu können. Von der KAUSA-Servicestelle Köln erfuhrt er durch seinen Bruder er, der die Angebote der regionalen Beratungsstelle auf einer Infoveranstaltung kennengelernt hatte. Daher wusste er, dass Bashar dort intensiv zum Thema duale Ausbildung in Deutschland beraten werden kann. Im Gespräch mit der KAUSA-Servicestellen-Mitarbeiterin Marion Haas wurde schnell klar, dass sich Bashar Dahhan für eine Ausbildung als Industriekaufmann interessiert.

Den Weg in Ausbildung gemeinsam gestalten

Auf der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz wandte sich die KAUSA-Servicestelle an die IHK Köln, mit der sie seit ihrem Start im Jahr 2013 zu Ausbildungsfragen kooperiert. Seit letztem Jahr ist dort ein Willkommenslotse aktiv, der im Rahmen des Programms „Passgenaue Besetzung" des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie kleine und mittlere Unternehmen berät und ihnen bei alltäglichen Fragen rund um die Integration von Flüchtlingen zur Seite steht.

Regelmäßig tauscht sich Marion Haas mit dem Willkommenslotsen über das lokale Ausbildungsplatzangebot aus. Von ihm erfuhr sie schließlich, dass die Firma ISOTEC einem jungen Geflüchteten eine Ausbildung zum Industriekaufmann in ihrem Unternehmen ermöglichen will. Die Geschäftsführung des Industrieunternehmens möchte damit bewusst auf das Potential geflüchteter Menschen hinweisen und sich für die Zielgruppe öffnen.

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„Bashar erzählte mir, dass er und seine neuen Kollegen sich sofort gut verstanden haben. Er freut sich riesig auf seine Ausbildung bei ISOTEC. Daher glaube ich, dass diese Erfolgsgeschichte weitergeht“.

Marion Haas, Mitarbeiterin der KAUSA-Servicestelle Köln

Der angebotene Ausbildungsplatz der Firma ISOTEC passte gut zu Bashars Profil. Daher schlug die Mitarbeiterin der KAUSA-Servicestelle Köln dem Willkommenslotsen Bashar Dahhan als Bewerber für die ausgeschriebene Stelle vor. Dieser leitete den Vorschlag an das Unternehmen weiter. Nach einem sechsstündigen Bewerbertag stand die Entscheidung fest: Bashar Dahhan wird der neue Azubi. Zur Vorbereitung auf die Ausbildung beginnt Bashar Dahhan im März 2017 eine Einstiegsqualifizierung in seinem zukünftigen Ausbildungsbetrieb. Währenddessen kann er seine Deutschkenntnisse weiter ausbauen. „Bashar erzählte mir, dass er und seine neuen Kollegen sich sofort gut verstanden haben. Er freut sich riesig auf seine Ausbildung bei ISOTEC. Daher glaube ich, dass diese Erfolgsgeschichte weitergeht“, so Marion Haas, Mitarbeiterin der KAUSA-Servicestelle Köln.