„Azubi sucht Nachfolger“: Ausbildungsmarketing auf Augenhöhe

Viele kleine und mittlere Unternehmen haben Probleme, passende Auszubildende zu finden. Durch das Projekt „DigiVA4ID“ können Betriebe ihr Ausbildungsmarketing um Videos bereichern, die von ihren eigenen Azubis erstellt wurden.

Drei junge Männer stehen vor einem Transporter und schauen in die Kamera
Mit einem Klick auf das Bild gelangen Sie zum Video bei YouTube © Malerbetrieb Danny Stier

Am Anfang der Idee, so erzählt es Norman Balke vom JOBSTARTER plus-Projekt „DigiVA4ID“, standen ganz nachvollziehbare Fragen. „Wir haben uns überlegt, wer Jugendlichen denn eigentlich am besten etwas über den konkreten Ausbildungsplatz in einem Betrieb erzählen kann. Wer kann Aushängeschild für das suchende Unternehmen sein?“, erklärt der Projektleiter. Die Antwort: Die aktuellen Auszubildenden!

Daher entwickelte das Projektteam das Konzept „Azubi sucht Nachfolger“. In selbstgedrehten Videos stellen Auszubildende ihren Arbeitsplatz vor und berichten anderen Jugendlichen auf Augenhöhe aus ihrem Arbeitsalltag. Sie erzählen, was ihnen an ihrem Beruf und an ihrem Ausbildungsbetrieb gefällt. „Das Wichtigste ist, dass es authentisch ist. Die Auszubildenden lesen kein Skript ab oder bekommen etwas vorgegeben. Sie erzählen etwas, weil es so ist“, betont Balke: „Und wenn es nicht so ist, dann merkt man das schnell.“

Über zehn Videos hat das Verbundprojekt der IHK Bildungszentrum Halle-Dessau GmbH und der HWK Halle (Saale) bisher produziert. Dabei steht der Film meistens am Ende eines eintägigen Workshops in den Betrieben. Dort zeigen die Projektmitarbeitenden den Auszubildenden zunächst einige Grundlagen des Videodrehs sowie -schnitts, lassen aber dann den Azubis schnell freie Hand. Viel Ausrüstung braucht es nicht: Ein Handy ist Pflicht, externe Mikros nicht unbedingt, Handstative bringt „DigiVA4ID“ mit.

Die Unternehmensverantwortlichen sind bei dem Workshop nicht dabei. „Wir sagen dann immer: ‚Lasst die unbeeinflusst mal eine Story erzählen“, betont Balke: „Auszubildende haben ihren Lebensraum in der digitalen Welt. Die Kommunikation ist eine ganz andere.“ Ein wichtiger Nebeneffekt: „Die Azubis bekommen durch ihren Einsatz für das Unternehmen eine zusätzliche Wertschätzung. Sie bekommen Kompetenz zugewiesen. Das führt häufig zu einer besseren Bindung“.

Die Einsatzmöglichkeiten der fertigen Videos sind vielfältig. Sie können auf der Firmenwebseite, bei YouTube oder auch auf Azubimessen gezeigt werden. Aber, so Balke, der wirkungsvollste Weg sei, wenn die Auszubildenden selbst zu Multiplikatoren werden und die Videos im Freundeskreis und über ihre Social-Media-Kanäle verbreiten: „Dann finden die Videos auch gleich die richtigen Adressaten.“

veröffentlicht am 30. Juni 2022