JOBSTARTER plus-Förderung bringt nachhaltige Wirkungen

Zwischen 2018 und Ende 2020 haben 14 JOBSTARTER plus-Projekte Studienzweifelnde und Studienabbrechende unterstützt und beraten. Wie nachhaltig konnte die JOBSTARTER plus-Förderung wirken und welche Unterstützungsleistungen werden weiterhin angeboten? 

Ein junger Mann mit Zopf steht am Steuerrad eines Schiffes und schaut auf den Fluss hinaus.
Volle Fahrt voraus: Studienabbrechenden eröffnen sich in der dualen Ausbildung vielseitige Karriereperspektiven. © JOBSTARTER / Fotografen: Silvia Kröger-Steinbach und Christian Ahrens

Junge Menschen, die an ihrem Studium zweifeln oder es bereits abgebrochen haben, nicht alleine lassen und ihnen Perspektiven in der beruflichen Bildung aufzeigen – das war das Ziel von JOBSTARTER plus-Projekten. Insgesamt 14 Projekte haben potentielle Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher über Anschlussmöglichkeiten und Karrierewege in der beruflichen Bildung informiert, mit verschiedensten Angeboten beraten und sie mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Kontakt gebracht. Ein wesentlicher Bestandteil der Projektarbeit war die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen, denn ohne deren Unterstützung ist die Erreichbarkeit von Studienzweiflerinnen und Studienzweifler eine große Herausforderung. Der Schulterschluss war zielführend: Es konnten Azubi-Speed-Datings, Bewerberportale, Sprechstunden oder Ausbildungsmessen konzipiert und umgesetzt werden. Dadurch hatten Interessierte die Gelegenheit, sich auszutauschen und  Rat zu finden. Gleichzeitig holten die JOBSTARTER plus-Projekte aktiv auch KMU ins Boot, damit diese sich als attraktive Ausbildungsbetriebe und Arbeitgeber positionieren und das Potential der Studienabbrechenden bei der Gewinnung von Fachkräften nutzen konnten.

Auch ohne Förderung durch das Programm JOBSTARTER plus stehen viele Beratungsangebote und Unterstützungsleistungen seit Februar 2021 weiterhin zur Verfügung. Denn die positiven Erfahrungen  aus den vergangenen Jahren haben gezeigt, wie wichtig und wirksam das Angebot ist – sowohl für Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher als auch für KMU. Vier ehemalige Projekte berichten über die Zeit nach JOBSTARTER plus und wie die Förderung ihre Projektarbeit nachhaltig geprägt hat.

FINISH IT 3.0, KARLSRUHE

Das ehemalige JOBSTARTER plus-Projekt Finish IT 3.0 des CyberForum e.V. beriet Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher und vermittelte sie in die duale Ausbildung in kleinen und mittleren IT-Unternehmen der Region Karlsruhe. Das erfolgreiche Konzept wird nun fortgesetzt, so ist beispielsweise die digitale Transfermatrix für die (kaufmännischen) IT-Berufe als Orientierungshilfe  weiter online verfügbar. Mit diesem Tool lassen sich bisher erbrachte Studienleistungen erfassen und eine Einschätzung gewinnen, ob die Voraussetzungen für eine Verkürzung der Ausbildung, z.B. im Ausbildungsberuf Kaufleute für Büromanagement, erfüllt sind.

Projektleiterin Dr. Michaela Maier vom CyberForum e.V. macht deutlich, dass die Netzwerkpartner, u.a. das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Hochschule Karlsruhe (HSK), regelmäßig bei allen IT-Berufen an das CyberForum verweisen. Dr. Maier fasst die Unterstützung durch JOBSTARTER plus zusammen: „Das Förderprogramm hat es unserem Team ermöglicht, sich voll und ganz auf das Thema zu fokussieren. Es hat uns den Rücken freigehalten.“

Seit Ende der Förderung durch JOBSTARTER plus wurde das Beratungsangebot weiterhin von vielen Ratsuchenden genutzt. Die Vermittlung von Fachkräften in den IT-Bereich hat sich in der Region verankert, mittlerweile bestehen enge Kontakte zu Fakultäten, Dekanaten und Fachschaften. Technikorientiertere Studiengänge wie Maschinenbau am KIT sowie Elektro- und Informationstechnik an der HSK zählen ebenfalls hierzu. Kooperationsvereinbarungen mit Fachschaften schaffen darüber hinaus die Grundlage für eine Zusammenarbeit mit regelmäßigen Informationsangeboten. Auch in Hinblick auf Veranstaltungen ist das Projekt weiter aktiv: Azubi-Matchings und -Workshops konnten mit einer großen Zahl von Teilnehmenden fortgeführt werden.

VOM HÖRSAAL ZUM HANDWERK II – SAARLAND, SAARBRÜCKEN

Die Handwerkskammer des Saarlandes und die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) haben gemeinsam in dem Verbundprojekt Vom Hörsaal zum Handwerk II – Saarland Studienzweifelnde und -abbrechende beraten. Die enge Kooperation zwischen Handwerkskammer und Hochschule findet weiterhin statt, insbesondere durch das Angebot „Zimmer der Beratung“. Hier bieten verschiedene Institutionen im Beratungsnetzwerk der htw saar Sprechzeiten zu Beratungsschwerpunkten mit Studienbezug an.

In den vergangenen Jahren haben die Unternehmen der Region durch das JOBSTARTER plus-Projekt das Potential von Studienabbrechenden erkannt und „Vom Hörsaal zum Handwerk“ als verlässlichen Partner kennengelernt, wie Projektmitarbeiterin Monika Müller von der Handwerkskammer des Saarlandes erläutert. Das Projekt habe sich langfristig in der Region etabliert – sowohl bei Unternehmen, die über den Tellerrand des klassischen Ausbildungsmarkts hinausschauen wollen, als auch bei Studierenden durch Mundpropaganda in den Studiengängen. Dies schaffe eine geringere Hemmschwelle, die Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen. An einen Erfolg des Projekts erinnert sich Müller ganz besonders: „Ein Studienaussteiger hat es in seinem Betrieb zum Meister geschafft, jetzt will das Unternehmen wieder einen Studienaussteiger oder eine Studienaussteigerin als Auszubildenden.“

Albert Augustin, Studienberater und Projektverantwortlicher des „Zimmers der Beratung“ der htw saar, nennt als weiteren wichtigen Baustein das zunächst als Pilot-Versuch angelegte Projekt „Frühwarnsystem“ der Hochschule, das Studienzweifelnde möglichst frühzeitig Beratungsangebote empfehle. Während Studierende mit konkreten Abbruchgedanken erfahrungsgemäß Unterstützung direkt bei den Netzwerkpartnern wie der Handwerkskammer suchen, helfe das Frühwarnsystem denen, die auf akute Herausforderungen in ihrem bisherigen Studium stoßen. Über angepasste Mail-Verteiler erreiche das Projekt gezielt potentiell vom Studienabbruch bedrohte Studierende und eröffne so einen niedrigschwelligen Zugang zur Beratung vor allem in persönlichen Krisensituationen. Die ergebnisoffene Beratung liefere Impulse für den weiteren Berufsweg – ob im Studium oder beispielsweise mit der Unterstützung der Handwerkskammer in einem Ausbildungsberuf.

ERFOLGREICH 4.0, PAPENBURG

Die Wachstumsregion Ems-Achse e.V. und die Hochschule Emden/Leer haben das JOBSTARTER plus-Projekt Erfolgreich 4.0 durchgeführt und dabei auf intensive Netzwerkarbeit gesetzt, um Studienabbrechende in einen passgenauen Ausbildungsberuf in KMU zu vermitteln.

Projektleiter Wilko Alberring von der Wachstumsregion Ems-Achse e.V. erklärt, das Projekt habe nach Förderende das Angebot „Umstieg Nordwest“ erarbeitet, in dem interessierte Studierende und Unternehmen Beratungsangebote zum Thema Studienzweifel vor Ort finden können. So bleiben die Ergebnisse der dreijährigen Projektarbeit weiterhin in der Region erhalten.

Der Netzwerkgedanke schaffe die Möglichkeit, institutionsübergreifend breit aufgestellt zu sein und so eine umfassende Beratung zu ermöglichen. Die Fördermittel von JOBSTARTER plus gaben die Möglichkeit, erfolgreich ein solches Netzwerk einzurichten und den Aufbau federführend zu steuern. Alberring reflektiert, dass „die Projektzeit erfolgreich genutzt wurde, um Akteure der Berufsbildung zusammenzubringen.“ Er betont die enge Zusammenarbeit aller Partner, die sich ehrgeizig an der gemeinschaftlichen Arbeit beteiligen.

Ein Mann sitzt im Hörsaal und schaut auf eine Tafel auf der "Studienabbruch und dann?" steht
„Studienabbruch – und dann?“ viele Studierende stellen sich diese Frage und ein Drittel aller Studierenden eines Jahrgangs verlässt die Hochschule vor dem Abschluss. © JOBSTARTER / Fotograf: Thilo Schoch

YOURPUSH – KARRIERE IM HANDWERK, WEITERSTADT

Das JOBSTARTER plus-Projekt yourPUSH, durchgeführt von der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main, half Studienabbrechenden und Studienzweifelnden dabei, einen neuen beruflichen Weg zu finden und unterstützte Handwerksbetriebe bei ihrer Fachkräftesicherung. Ein neuer Kooperationsvertrag zwischen den Verbundpartnern stellt nun sicher, dass sie die Beratungen durch „yourPUSH“ auch nach Ende der JOBSTARTER plus-Förderung fortsetzen können.

Im Laufe der vergangenen sechs Jahre habe sich eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit etabliert, die es ermögliche, bisherige Angebote fortzuführen und weiterzuentwickeln, erklärt Projektmitarbeiter Sven Hartwig von der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main.

Neben dem regelmäßigen internen Austausch zwischen den Beratenden finden auch regelmäßige Treffen mit anderen Initiativen wie dem N.I.S. – 2.0: Netzwerk – berufliche Integration von Studienabbrechenden statt, bei denen gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen geplant werden.

Hartwig betont den Zugewinn durch die JOBSTARTER plus-Förderung: Seinem Team habe „der Austausch mit anderen Projekten immer wieder Schub gegeben, Neues zu entwickeln, unkonventionelle Wege zu gehen und aus den eigenen Erfahrungen zu lernen.“  So sind verschiedene Formate und Instrumente entstanden, z.B. das von der Goethe-Universität erarbeitete Reflexions-Tool für Studierende sowie die gemeinsame Projekt-Website. Studierende können hier direkt Termine mit der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main oder den Studienberatenden der Goethe-Universität vereinbaren.

Zukünftig werde die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main noch einen Schritt weitergehen und bereits im Vorfeld eines Studiums über die Möglichkeiten und Karrierewege innerhalb des Handwerks beraten.

JOBSTARTER plus hat in den vergangenen Jahren zu einer erfolgreichen Projektarbeit beigetragen: Die Projekte konnten in vielen Bereichen von der Unterstützung durch JOBSTARTER plus profitieren, indem sie zielgruppenorientierte Unterstützungsangebote und Instrumente entwickelten sowie die Beratungsstrukturen in den jeweiligen Regionen verbesserten. Diese Angebote für Studienzweifelnde, Studienabbrechende und KMU stehen weiterhin zur Verfügung und können nun noch weiterentwickelt werden.

Von Yannick Müller